Pankreaszyste beobachten oder operieren - Prädiktion an der Feinnadelaspiration
Bei der Entdeckung von Pankreaszysten stellt sich die Frage, ob es sich um gutartige Pseudozysten (ca. 80% der Fälle), oder um zystische Neoplasien handelt, die entweder gutartig oder bösartig sein können - und in letzterem Fall potentiell im Lauf der Zeit entarten. Eine nähere Charakterisierung der Zysten ist somit hilfreich, um eine Operationsentscheidung zu treffen.
Einordung der Zysten anhand von Genmutationen:
Es gibt die Möglichkeit anhand der Zystenflüssigkeit (oder einer entnommenen Biopsie) eine NGS-Analytik der Pankreaszyste durchzuführen, welche eine Hilfe bei der Charakterisierung darstellt:
- Werden keine Genmutationen identifiziert, handelt es sich mit großer Sicherheit um Pseudozysten, die nicht operiert werden müssen. Der Nachweis einer solitären Mutation im VHL-Gen spricht für eine gutartige SCN-Zyste (seröse zystische Neoplasie), welche nahezu keine Tendenz zur malignen Entartung aufweist.
- Mutationen in folgenden Genen sprechen dafür, dass es sich um muzinöse Zysten mit Entartungsrisiko handelt und daher eine Operationsindikation vorliegt: KRAS, GNAS, CTNNB1, BRAF, HRAS, ERBB2, MAPK1, RNF43. Anhand einer Analytik dieser Gene ist zudem eine Abgrenzung der IPMNs (Intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie) von MCNs (Muzinöse zystische Neoplasie) möglich, da bestimmte Genmutationen nur bei IPMNs auftreten (GNAS, BRAF, CTNNB1-Mutationen).
- Wenn zusätzlich Alterationen in TP53, SMAD4, PIK3CA, CDKN2A, PTEN oder AKT1 nachgewiesen werden, ist dies ein Hinweis darauf, dass sich bereits Anteile mit „high-grade“ Dysplasie bzw. ein invasives Karzinom entwickelt haben könnten.
Probengewinnung:
Die Zystenflüssigkeit aus dem Pankreas wird typischerweise durch eine endoskopisch-ultraschallgestützte Feinnadelaspiration (EUS-FNA) entnommen. Das Medium, das zur Stabilisierung der Zellen verwendet wird, sollte auf jeden Fall Formalin-frei sein - am besten rein alkoholisch (z.B. im gleichen Verhältnis 95%iges Ethanol hinzugeben). Dies verhindert einen Abbau der DNA in den Zellen.
Pankreas-Panel GENOPATH:
Die NGS-Analyse wird bei der GENOPATH über den TSO500-Panel durchgeführt, welcher nebenbei die in Pankreaskarzinomen mutierten Gene BRCA1/2 (und weitere HRR-Gene) beinhaltet, die im Falle eines positiven Ergebnisses ebenfalls mit berichtet würden.
Quellen:
https://www.medmedia.at/aerzte-krone/zufallsbefund-pankreaszyste-beobachten-oder-operieren/
Paniccia A et.al: Prospective, Multi-Institutional, Real-Time Next-Generation Sequencing of Pancreatic Cyst Fluid Reveals Diverse Genomic Alterations That Improve the Clinical Management of Pancreatic Cysts. Gastroenterology. 2023 Jan;164(1):117-133.e7. doi: 10.1053/j.gastro.2022.09.028. Epub 2022 Oct 6. PMID: 36209796; PMCID: PMC9844531.
https://link.springer.com/article/10.1007/s43472-022-00078-y